Intensiver Übungstag bei der Feuerwehr Bischofswiesen

04.05.2018
Die Freiwillige Feuerwehr Bischofswiesen hielt vor kurzem einen Übungstag in technischer Hilfeleistung (THL) ab. 45 aktive Feuerwehrfrauen und -männer folgten der Einladung der Kommandanten um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Das THL-Team stellte das Programm für diesen Übungstag zusammen.

Am Vormittag konnte Christian Pfnür-Rosenberger vom Bayerischen Roten Kreuz als Referent über das Zusammenspiel zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr gewonnen werden. Er stellte die technische Rettung aus der Sicht des Rettungsdienstes vor. Unter anderem soll die Feuerwehr den sogenannten Innenretter stellen, der den Patienten von Beginn an bis zum Ende der Rettungsmaßnahmen im verunfallten Fahrzeug betreut. Christian Pfnür-Rosenberger erklärte den Teilnehmern die Verletzungsmuster nach der sogenannten ABCDE-Regel, die auch die Feuerwehr beherrschen muss. Dies sei notwendig, wenn die Feuerwehr vor dem Rettungsdienst eintrifft, was auch schon in einigen Einsätzen geschehen ist. Bei der Rettung von Verletzten aus Unfallfahrzeugen spielt die Zeit eine wesentliche Rolle. Damit die Rettungskräfte eine grobe Vorgabe haben und nicht zu verschwenderisch mit der Zeit umgehen, gibt es die „Golden Hour of Shock“. Diese Stunde (20 Minuten für Alarm und Anfahrt, 20 Minuten für Versorgung und Betreuung und 20 Minuten für Übergabe und Abtransport) soll eine Richtzeit darstellen, die so gut wie möglich erreicht werden sollte. Die erfolgreiche Rettung eines Verunfallten, so hob der Redner hervor, kann nur in einem perfekten Zusammenspiel von Rettungsdienst und Feuerwehr erfolgen.

Besondere Vorsicht bei Verunfallten LKWs

Hansi Fendt stellte anschließend in einem bebilderten Vortrag die Rettung eines Verunfallten aus einem LKW vor. Schwere Unfälle mit Beteiligung eines LKWs passieren regelmäßig nicht nur auf Autobahnen, sondern auch auf Landstraßen, wie erst vor Kurzem im mittleren Landkreis. Der Vortragende erklärte, dass einige Punkte zu beachten sind, um eine erfolgversprechende Befreiung eines Patienten durchführen zu können. Anders als bei einem PKW-Unfall spielt unter anderem die Höhe, die Beladung, die Luftfederung, die Sicherung der Türen und der Fahrerkabine usw. beim LKW eine große Rolle. In seinem Referat stellte er auch die Schnitttechniken vor, die zur Befreiungsöffnung einer verunfallten Person notwendig sind. In einem Lehrfilm über die LKW-Rettung wurden die vorgetragenen Punkte nochmals bildlich vorgestellt. Da die Feuerwehr kaum Möglichkeiten zur praktischen Übung an einem LKW hat ist es umso wichtiger, dass der Retter in der Theorie bestmöglich ausgebildet wird. Anschließend wurden drei Übungseinheiten im Wechsel von kleineren Gruppen absolviert. Hansi Fendt und Martin Michel stellten die Sicherung einer Fahrerkabine an einem LKW der Firma Heitauer vor. Hierzu musste die Rettungsbühne aufgebaut werden. Anschließend wurde gezeigt, wie die Fahrerkabine mit Spanngurten gesichert wird. Die Ausbilder zeigten auch die Schnittpunkte am LKW, die zur Befreiungsöffnung notwendig sind. Außerdem wurde den Anwesenden vorgeführt, wie ein laufender LKW-Motor mit einem CO² Löscher abgestellt werden kann.

Leiterbock und Abstützsystem

Wasti Edfelder stellte das Abstützsystem der Fa. Weber vor. Dazu wurde ein PKW in Schräglage auf ein Hindernis gestellt. Anschließend wurde durch das sogenannte„Stab-Fast“ der PKW so weit fixiert, dass eine Befreiung ohne Gefahr für Verunfallte und Retter möglich ist. Wichtig, so hob der Ausbilder hervor, ist die Positionierung des Abstützsystems, da bei der Rettung mittels hydraulischen Rettungsgerätes dieses nicht im Weg stehen darf. Beppo Helminger und Christoph Zuhra stellten in ihrer Station den Leiterbock vor. Dieser kommt zur Anwendung, wenn eine Drehleiter nicht eingesetzt werden kann, zur Rettung aus Schächten und Kanälen oder zur Herstellung von Schlauchbrücken. Die beiden Ausbilder zeigten den Übenden, wie der Leiterbock aus Steckleiterteilen und einem Standrohr zusammengesetzt wird. Dazu gehört auch die Sicherung mittels Leinen. Nach den drei Stationen zeigte Josef Fendt die Auslösung eines Airbags an einem PKW. Neben dem Explosionstrauma können auch Verbrennungen durch die enorme Hitzeeinwirkung entstehen.

Gemeinsame Einsatzübung der Feuerwehr und des Rettungsdienstes 

Zum Abschluss des Tages wurde noch eine Einsatzübung zusammen mit dem BRK am Schneckenmühlweg vorbereitet. Es wurde ein Verkehrsunfall mit zwei verletzten Personen angenommen, die durch die vorgegebenen Verletzungsmuster einmal schnell und einmal schonend gerettet werden mussten. Unter einer schnellen Rettung versteht man die schnellstmögliche Rettung des Patienten unter Beachtung zeitlicher, einsatztaktischer und medizinischer Aspekte. Um die Zeit bis zum Kliniktransport zu minimieren, wurde bei der schnellen Rettung ein Zeitfenster von 15 Minuten vorgegeben. Bei einer schonenden Rettung rückt der zeitliche Aspekt in den Hintergrund, da aufgrund des diagnostizierten Verletzungsmusters (z. B. alleinige Verletzung der Wirbelsäule) keine Eile geboten ist. Die Aufgaben wurden durch den Rettungsdienst und durch die Feuerwehr im gemeinsamen Zusammenspiel erfolgreich gelöst. Bei der anschließenden Übungsbesprechung wurde durch Franz Wendl und Christian Pfnür-Rosenberger noch weiteres Verbesserungspotential aufgezeigt.

Der 1. Kommandant Georg Grassl bedankte sich zum Schluss beim THL-Team für die Ausrichtung des Übungstages, bei Christian Pfnür-Rosenberger mit BRK-Team und vor allem bei der Mannschaft für die zahlreiche Teilnahme. Er hob hervor, dass die technische Hilfeleistung 80% der Einsätze der Feuerwehr ausmache. Da vieles davon nicht in einer normalen Monatsübung geübt werden kann, seien diese speziellen Ausbildungen umso wichtiger.